Gerade in Zeiten reduzierter Aktivitäten drinnen wie draußen ist es wichtig, sich mit Vitamin C zu versorgen. Da bietet sich ein Einkauf im Fellbacher Weltladen mit seinem reichen Bio-Angebot von Obst und Gemüse an. Hier ein kleiner Einkaufstipp, warum Orangen, Clementinen und Zitronen nicht nach ihrer Farbe beurteilt werden sollten.

Orangen haben in den ersten Erntemonaten einen Schönheitsfehler: Sie sind nicht orangefarben sondern grünlich. Und bei grünem Obst schreckt der Kunde zurück, denn grüne Tomaten und grüne Erdbeeren schmecken ja auch nicht. Doch bei Zitrusfrüchen ist sogar eine komplett grüne Schale kein Zeichen fehlender Reife. Die Schalenfarbe hat mit der inneren Qualität wenig zu tun.

In der EU wurden Orangen lange Jahre weniger nach Reife und Süße klassifiziert, sondern nach Farbe. Das lag an südeuropäischen Erzeugern, die so die Konkurrenz aus den Tropen ausbremsen wollten. Die Art der Färbung hängt nämlich von den nächtlichen Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit während der Reife ab. In tropischen Ländern sind vollreife, saftige Früchte grasgrün, aufgrund des Klimas werden Apfelsinen dort niemals orange. Um die hiesigen Verbraucher zu gewinnen, werden die Zitrusfrüchte für den deutschen Markt nach der Ernte eigens „entgrünt“. Vor allem zu Beginn der Saison ist diese Maßnahme aus Sicht der südeuropäischen Erzeugerländer unverzichtbar. Die Früchte werden dazu mit dem Pflanzenhormon Ethylen begast. Ethylen baut das grüne Chlorophyll ab, und die Gelbfarbstoffe werden sichtbarer.

Diese „Hormonkur“ hat Folgen für die Qualität. Das Entgrünen beschleunigt die Alterung, die Orangen werden strohig, die Fruchtsäure schwindet und das Fruchtfleisch schmeckt fade. Gleichzeitig steigt die Anfälligkeit für Schimmel und Gammel. Um das zu korrigieren, werden Zitrusfrüchte mit Pilzvernichtungsmitteln imprägniert. Aber damit ist noch nicht der Gipfel der Absurditäten erreicht: Da das geübte Auge ein Entgrünen an der Schale erkennen kann, werden die Früchte gern mit weiteren fragwürdigen Substanzen behandelt – zur Vertuschung.

Die kuriosesten Maßnahmen, um die Färbung in Richtung gelb und orange zu verbessern, sind das Ringeln und das Würgen der Bäume. Beim Ringeln wird ein Teil der Rinde rings um den Stamm entfernt, was den Saftstrom stark behindert. In dieser Situation versucht der Baum seine Früchte noch schnell zur Notreife zu bringen, was die Färbung beschleunigt. Statt Ringeln kann man den Stamm auch mit einer Drahtschlinge würgen. Beides schadet natürlich dem Baum, doch der Kundenwunsch geht vor.

Der Prozess funktioniert auch in der umgekehrten Richtung: Es gibt Stoffe, die verhindern, dass die Zitrusfrüchte zu schnell reif werden und ihre typische Farbe zu früh entwickeln. Also versprüht man in den Plantagen gegen Ende der Erntezeit spezielle Hormone wie Gibberelline oder auch Nitrat. Das bremst die Reifung und verlängert die Saison. So bekommen die Verbraucher stets das, was sie sich immer gewünscht haben: erntefrische, farbenfrohe Zitrusfrüchte – und das über viele, viele Monate.

Hier der Tipp: Weil Orangen, Mandarinen und Zitronen aus Südeuropa erst im Januar von Natur aus orange oder gelb werden, sollte man zumindest zu Beginn der Zitrussaison auf grüne Ware achten.
(Quelle: Deutschlandfunkkultur)

Über die Reifefarbe von Zitrusfrüchten
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